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09.06.2017

Baumarkt 2027: Können Roboter Menschen ersetzen?

unsplash_alex_knight_kl.jpgvon Peter Wüst

Betrachtet man aktuelle Zahlen, scheint uns eine „menschenleere“ Zukunft des Einzelhandels bevorzustehen. So würden sich laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov 63 Prozent der Deutschen Bücher von einem Paketroboter oder einer Lieferdrohne liefern lassen. 
Aber selbst wenn Roboter einige Verkaufsprozesse bereits automatisiert und verbessert haben, suchen Menschen immer noch nach etwas, was Maschinen nicht vermitteln können: Vertrauen! Kunden schätzen Empfehlungen und persönliche Beratung von gut ausgebildeten Mitarbeitern, denen sie auch vertrauen können. Trust-Management ist die zentrale Handelsdisziplin der Zukunft. Wer das nicht versteht, stirbt aus und wird durch Roboter ersetzt! 

Wie sieht der Baumarkt 2027 aus?

Im neuen stationären Geschäftsmodell ist der Verkäufer hinter der Kasse ein Auslaufmodell. Doch nicht nur Smart Payment-Systeme geben dem Verkäufer im Baumarkt 2027 ein neues Profil. Die Einsatzbereiche von künstlicher Intelligenz sind vielfältig. Für Warenverräumung, Putzen, Inventur und Wegeleitung für Kunden sind Menschen jetzt viel zu wertvoll. Auf der Vertriebsfläche werden hochqualifizierte, in Theorie und Praxis erprobte Wissensträger - früher Verkäufer genannt - von Robotern unterstützt. Bei der Beratung werden Displays und Chatbots genutzt. Auch nach dem Verkauf kann Künstliche Intelligenz das Leben der Menschen erleichtern: digitale „Personal Trainer“ helfen bei der Umsetzung jedes Bauprojekts. Wie beim Sport führt der Trainer nur vor und die Ausführung übernimmt der Kunde. Erfolgserlebnis vorprogrammiert!
Die Handelsfläche des Jahres 2027 ändert dabei ihr Gesicht und ist viel mehr als nur Verkaufsfläche: Warenlager, Warenpräsentation, Show-Rooming, 3D-Scan & Print-Facilities, Vorführungen und „Ausprobierflächen“ bis hin zu Kunden-Gruppen-Events finden parallel statt. Der Online-Handel in Deutschland wächst und wächst – im vergangenen Jahr machte der Onlineumsatz je nach Sortiment und Vertriebsform bis zu 80 Prozent aus. Die Order findet immer häufiger online statt – teilweise auch nach einer kurzen Probesession im Laden. Aus diesem Grund verlieren zahlreiche City-Standorte in Deutschland zwei bis drei Prozent der Kunden, die sich nun bequem von zu Hause bedienen lassen können. Showrooms und Kundenpoints haben oft sieben Tage die Woche für 24 Stunden am Tag geöffnet - teilweise auch als Pop-Up-Store oder in temporären Mediencontainern an City-Baustellen: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, … müssen  die Händler selbst wohl zu ihren Kunden!

Mit dem Ziel, in lebendige und gut besuchte Geschäftsläden zu investieren, erfindet sich der stationäre Handel neu und kehrt zu seinem Ursprung zurück. Die durch die zunehmende Digitalisierung wegfallenden POS-Fläche werden somit umgewidmet – und die Handelsfläche kann sich von den Jahrzehnten des Siechtums als Lagerhaus endlich befreien: Abgetrennte Segmente der alten Baumarkt-Flächen werden nun auch als Post- und Paketstationen genutzt und der Handel kann wieder zum Handel werden! Jedoch bietet das Internet viele Vorteile, die von der Offline-Konkurrenz einfach nicht ignoriert werden können. Während die Bestellprozesse online automatisiert werden, optimieren Kaufhäuser und kleine Einzelhändler ihre Offline-Angebote, die Kunden vielfältige Lieferungsoptionen anbieten. Eine Variante ist die sofortige Mitnahme aus der Lagerbox. Die Lieferung kann aber auch einfache Heimwerkerservices sowie Transport, Aufbau und Anpassung oder komplexere Handwerkerleistungen wie die Montage ganzer Küchen und Bäder umfassen - denn es es ist den Unternehmen bewusst, dass sich Privatkunden seit Jahren keine Handwerker mehr leisten können!
Für den Handel besonders eröffnen sich heutzutage viele Zukunftsszenarien: Einiges ändert sich, mithilfe von künstlicher Intelligenz. Und doch bleiben Kundennähe und Vertrauen der einizige Schlüssel, der Markenbindung stärkt und die Händler zurück zum Kunden führt. Die digitale Revolution hat schon begonnen!

Über den Autor: Wst Dr. Peter O_sw-x.jpg
Peter Wüst verfügt über 27 Jahre Handelserfahrung. Er war schon Retail-Consultant bei Kurt Salmon Associates und Stab- und Geschäftsführer von Ruhrkohle, einem Großhandelsunternehmen. Er hat ein Studium der Handelsbetriebslehre und einige Stationen im Textileinzelhandel hinter sich. Seit 2010 ist Peter Wüst Hauptgeschäftsführer des BHB - Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten und Geschäftsführer der DIY Academy.

Admin2 - 09:08:45 @ AK Omni- + Multichannel und Mobile Strategie | Kommentar hinzufügen

 

 
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