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27.10.2017

Too big to fail: Amazon greift zum regionalen Lebensmittelhandel

pixabay_lebensmittel.jpgvon Thomas Vogler

Was haben Unternehmen wie Tegut, Feneberg, das Teehaus Bünting, die Biokette Basic oder die Schokoladen-Manufaktur gemeinsam? Sie arbeiten mit dem großen Online-Angreifer Amazon zusammen und hoffen, dass sich dies in Zukunft vorteilhaft auf die Geschäfte auswirken wird. Warum regionale Lebensmittelhändler sich immer öfter mit Amazon verbünden, ist kein Geheimnis: Die komplexen Anforderungen der Kunden stellen Unternehmen vor eine neue Herausforderung. Besonders für kleinere Unternehmen wird es schwierig, die eigenen Produkte jederzeit an jedem Ort bereit zu stellen. Jedoch halten deutsche Kunden diesen „Rund um die Uhr“-Service mittlerweile für selbstverständlich. Nicht überraschend blühen daher allerorten zahlreiche neue Kooperationen mit dem US-Riesen auf. Ein Teil des Amazon-Imperiums mit seiner riesigen Kundenbasis zu werden, ist für lokal begrenzt agierende Unternehmen daher eine verlockende Sache. Sie hoffen durch eine stärkere Präsenz im E-Commerce auf höhere Umsätze und die Möglichkeit, dadurch die Konkurrenz von größeren internationalen Lebensmittelketten nicht mehr scheuen zu müssen. Die Großen der Branche in Deutschland – wie zum Beispiel Aldi, Lidl/Kaufland, Rewe und Edeka – vereinigen auf sich aktuell nämlich mehr als 80 Prozent der Marktanteile im deutschen Lebensmittelhandel. Nahezu unschlagbar. Mit ihrer Teilnahme bei Amazon Fresh wollen regionale Ketten nun verstärkt die Gelegenheit nutzen, überregional bekannt zu werden.
 
Der regionale Lebensmittelhandel geht mit Amazon online und hofft auf mehr Umsätze

Weder Tegut noch der regionale Lebensmittelhändler aus Kempten Feneberg sind Einzelfälle: Der Hai Amazon gewinnt immer mehr regionale Partner für seinen Online-Lebensmittelhandel. Und die Investitionen versprechen hier nur das Beste: Nach Berechnungen der Marktforscher von One Click Retail haben die Online – Lebensmittelverkäufe auf Amazon in Deutschland im dritten Quartal 2017 um 45 Prozent zugelegt. Allein im Bereich Lebensmittel betrug der Umsatz von Amazon die (zweistellige) Summe von 30 Millionen im zweiten Quartal.

Egal ob der hessische Tegut-Supermarkt oder die Münchner Bäckereikette Rischart – sie alle setzen auf die Expansion eines Geschäfts, das sehr schnell an ihnen vorbei laufen kann. Und einfacher geht es einfach nicht: Das Sortiment, das von Frischwaren wie Obst und Gemüse über Tiefkühlartikel bis hin zu Süßigkeiten reicht, wird auf den Online-Marktplatz gestellt, Produkte werden online von den Kunden bestellt und schließlich am selben Tag zum Abendessen direkt nach Hause geliefert. Insgesamt bietet Amazon eine Auswahl aus 85.000 Artikeln zur Lieferung an. Unter anderem  Schokolade: Auch der Berliner Schokoladen-Hersteller Rausch beispielsweise entschloss sich zu einem radikalen Schritt, um sein Unternehmen in das digitale Zeitalter zu überführen. Jetzt liefert Prime Now die Produkte aus der Schokoladen-Manufaktur und der hauseigenen Patisserie innerhalb von einer Stunde aus. Amazon greift somit regional auf unterschiedliche Marktsegmente zu – nicht nur Möbel, Spielwaren und Hausgeräte. Nur wenige Monate nach dem Einstieg in den deutschen Lebensmittel-Handel hat Amazon schon mal die nächste Branche ins Visier genommen: Snacks und Süßigkeiten, deren Verbrauch 2017 um 35 Prozent zugelegt hat. Auch da verspricht der große US-Konzern erfolgreich zu sein. Kein Zweifel, dass das Lebensmittel-Geschäft somit zu einem weiteren Wachstumsfaktor für Amazon wird.

Ob das Geschäft auch für die kleineren regionalen Ketten, die teilweise nicht in der Lage sind, einen eigenen Online-Shop auf die Beine zu stellen, vorteilhaft wird, ist eine andere Frage. Sie werden damit eingeladen, ein gefährliches Spiel mitzuspielen: Unangenehme Verhandlungen und Preisdruck sind hier vorprogrammiert.

Wird der regionale Handel davon profitieren? 

So kommentiert der Vorstandsvorsitzender des GermanRetailLAB und Lebensmittelhandel-Experte Prof. Dr. Thomas Vogler:Vogler_Thomas2.jpg

„Die grundsätzliche Strategie macht Sinn und es hat durchaus Zukunft, auch Lebensmittel digital vermarkten zu wollen. Auch ist es vielversprechend, sich einem etablierten Portal bzw. Kanal anzuschließen. Kunden suchen zunächst nicht auf den – schwer auffindbaren – Homepages und Webshops einzelner Anbieter, sondern gehen im Netz dahin, wo sie das beste Angebot vermuten. Das sind dann Plattformen wie Amazon oder Ebay. Eine Grundsatzentscheidung ist allerdings, welche Plattform sich die Händler aussuchen sollen. Amazon ist als weltgrößter Händler auch ein ernstzunehmender Wettbewerber. Eine reine Plattform wie Ebay wird – auch bei sehr großem Erfolg der Marktteilnehmer – die Topseller nicht im eigenen Geschäft anbieten. Die Händler können dadurch ihr eigenes Geschäft und ihr Einzugsgebiet deutlich erweitern. In einem Pilotprojekt in Mönchengladbach beispielsweise habe die regionalen Händler auf einer Ebay-Plattform ihre Produkte innerhalb weniger Monate in 82 (!!) verschiedene Länder verkaufen können.“

Admin2 - 08:51:25 @ AK Omni- + Multichannel und Mobile Strategie | Kommentar hinzufügen

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