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03.11.2016

Letzte Bastion bedroht: Bringt Amazon Fresh das Ende der Supermärkte?

Unsplash_Brooke Cagle_72dpi.jpgWährend die etablierten Supermarktketten Rewe, Kaufland und Lidl ihre Online-Lieferdienste und „E-Food“-Angebote langsam aufbauen, drängt ihr voraussichtlich größter Konkurrent schon bald mit aller Macht auf den Markt: Amazon. Der Online-Gigant schickt sich an, jetzt auch noch den 170 Milliarden Euro schweren Lebensmittelmarkt zu erobern.

Mit Amazon Fresh will Deutschland-Chef Ralf Kleber schon bald die Lebensmittel-Konkurrenz aus dem Feld schlagen. Der Kunde soll nach altbewährtem Amazon-Prinzip leicht und unkompliziert die Lebensmittel im Internet bestellen können und sehr schnell innerhalb weniger Stunden beliefert werden – und das zu günstigeren Preisen als bei der Konkurrenz.

Amazon Fresh sorgt damit in der Branche für Besorgnis. Und das zu Recht, denn laut Handelsexperten von Oliver Wyman haben die Pläne dramatische Folgen für den stationären Lebensmittelhandel. Sie sehen rund 1.700 Supermärkte und 40.000 Arbeitsplätze in ihrer Existenz bedroht, wenn Amazon erfolgreich in diesem Bereich expandiert. Auch Accenture-Handelsexperte Thomas Täuber warnt vor der großen Gefahr, dass Vorstände traditioneller Handelsunternehmen die aktuelle Entwicklung nicht ernst nehmen oder zu lange zögern. Der Lebensmitteleinzelhandel müsse sein Onlineangebot viel schneller und stärker ausbauen, wenn er auch nur im Ansatz mit Amazon konkurrieren will.

Der Vorteil des konventionellen Einzelhandels liegt weiterhin in der Tatsache, dass die komplexen Strukturen für Amazon Fresh erst noch geschaffen werden müssen, um Kunden taggleich beliefern zu können.  Vor allem auf dem Land ist dies eine besondere logistische Herausforderung. Darüber hinaus werden auch die Kunden von Amazon Fresh relativ hohe Gebühren für jede Lieferung zahlen müssen. Das E-Food-Prinzip mag große Vorteile für Kunden haben, die wenig Zeit haben oder nicht mehr mobil sind, um selbst einkaufen zu gehen. Kunden in den USA reagierten jedoch bisher eher verhalten auf E-Food-Angebote und in Deutschland könnte die Entwicklung ähnlich verlaufen. So liegen in Deutschland die Umsatzanteile des Online-Lebensmittelhandels bei nicht einmal einem Prozent. Lebensmittelkunden werden daher auch in naher Zukunft nicht auf den Besuch im Ladengeschäft und Supermarkt vor Ort verzichten wollen. Jedoch ist es für die etablierte Branche gleichzeitig notwendig, sich auf die neue Konkurrenzsituation mit Amazon rechtzeitig vorzubereiten.

Admin2 - 10:51:44 @ Allgemein | 1 Kommentar

  1. Dr. Alexander P. Frech

    20.12.2016

    Der stationäre Einzelhandel verbindet Bedienkonzepte mit Selbstbedienung. Kommissionierung der Ware im Einkaufswagen sowie die Transportleistung nach Hause übernimmt der Kunde. In den letzten Jahren wird zudem zunehmend die Kassierleistung auf den Kunden übergewälzt. Bestellungen im Internet hingegen werden vom Anbieter kommissioniert und die Transportleistung meist an Dritte übergeben. Zusatzkosten entstehen, die aber häufig nicht an den Kunden weitergegeben werden. Wie geht das? Die Antwort ist einfach: Das Anlagevermögen in Form eines Ladennetzes ist deutlich geringer und die Gewinnerzielungsabsicht abgeschwächt. Wachstum geht vor Profitabilität. Reinvestieren und Kundengewinnung vor Rentabilität. Hier kämpfen zwei mit ungleichen Waffen. Einer wird umdenken müssen. Der Kunde ist es nicht.

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