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08.03.2018

Work-Life-Blending: eine zeitgemäße Alternative für die Arbeitswelt?

GermanRetailLab_WorkLifeBalance_kl.jpgvon Thorsten Schmitz

Frühstückstreffen mit den Kollegen, ein riesiger Wintergarten für die meditative Yoga-Pause, Schlafsäcke und eine schöne Umgebung im Büro. Vor allem Flexibilität. Bei schönem Wetter Home Office im Park oder kürzere Arbeitszeiten, dafür aber ständige Erreichbarkeit, keine Feierabende und kein Wochenende mehr. Das beschreibt ein neues Modell: Work-Life-Blending, die perfekte Mischung aus Berufs- und Privatleben – „ein Zustand, in dem Arbeit und Freizeit miteinander verschmelzen.“

Ist so ein Modell wirklich gut für die Unternehmen?  

Christian Scholz, österreichischer Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Professor für Organisation, Personal- und Informationsmanagement an der Universität des Saarlandes, ist nicht der Meinung. In seinem letzten Buch „Mogelpackung Work-Life-Blending“ beschreibt er das künftige Berufsleben als institutionalisierten Alptraum und warnt vor einem Konzept, das zu einer Belegschaft mit permanentem Bereitschaftsdienst ohne Ruhezeiten führen könnte.
Für die neue Generation Z, die erst vor kurzem den Arbeitsmarkt betreten hat, wäre ein solches künftiges Berufsszenario nicht besonders wünschenswert: „Diese Generation will klare Strukturen mit einem festen Zeitfenster für Arbeit und arbeitsfreien Wochenenden“.

Fakt ist: Immer mehr Unternehmen – nicht mehr nur aus dem Silicon Valley – glauben an die positiven Wirkungen des Work-Life-Blending. Und doch fragt man sich, ob so ein Modell in Zukunft attraktiv sein wird. Besonders in Deutschland, wo die Mehrheit der Bevölkerung die totale Verschmelzung von Arbeit und Privatsphäre noch kritisch bewertet.

 
Ein Kommentar von Thorsten Schmitz:
Was könnte passieren, wenn die Worte „flexible Arbeitszeiten“ nicht mehr ziehen? 

Das Wort „flexibel“ weicht in der Vorstellung junger Bewerber immer mehr dem Wort „definiert“. Eine 24/7 Verfügbarkeit für den Arbeitgeber und die Kollegen verliert immer mehr an Bedeutung. Das neue Verständnis des Arbeitslebens und somit der zu erzielenden Produktivität entwickelt sich zunehmend hin zu einer klaren Trennung von Freizeit und Arbeitszeit. Arbeitszeit bedeutet fokussiertes und konzentriertes Arbeiten – dies ist selten mehr als acht Stunden am Tag möglich. Alles andere sind Muster, die die Leistung über Anwesenheitszeit zu definieren versuchen. Diese Zeit fehlt dann aber, wenn es gilt zu regenerieren und so die Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Unser Gehirn wie auch unser Körper brauchen mannigfaltige Impulse. Sport, Kunst, Kultur – Dinge, die nicht mit dem Arbeitsalltag verbunden sind. Dies kann nur gelingen, wenn es ein definiertes und bewusstes „OFF“ aus dem Beruf gibt. Dies geht nur über eine entsprechende Haltung, eine Unternehmenskultur, die dieses Verständnis fördert. Das Ergebnis dieser Kultur sind kreativere, gesundere und somit insgesamt produktivere und leistungsfähigere Mitarbeiter. Ein echter Mehrwert für jede Organisation.

Wäre in diesem Fall eine Rückkehr zu dem alten Begriff „Feierabend“ notwendig? 

Begriffe allein können sicherlich Impulse geben aber reichen selten aus, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Zudem braucht es Begriffe, die keine Schwarz-Weiß-Trennung von Arbeit und Freizeit suggerieren. Sollte die Arbeit nicht auch Grund zum Feiern beinhalten? Es geht nicht darum, bei der Arbeit Energie abzuliefern, die in der Freizeit wieder gesammelt werden muss. Beide „Welten“ sind in der Summe das Leben. Und in beiden Welten sollte es keinen dauerhaften Zustand geben, der mehr Energie nimmt als gibt. Wenn dies so ist, müssen die Betroffenen eine Entscheidung treffen. Die Unternehmen zu einer Kulturveränderung oder die Mitarbeiter zu einer beruflichen Veränderung. Am Ende gilt es immer, Steuermann/frau des eigenen Lebens zu bleiben.

Über den Autor:1_Thorsten_Schmitz_005.jpg
Thorsten Schmitz verfügt über 20 Jahre Handelserfahrung. Er war bereits als Expansions- und Country-Manager für Österreich und Osteuropa bei der Peek & Cloppenburg KG in Düsseldorf. Von 2013 bis 2016 war er Geschäftsführer Vertrieb der Rudolf Wöhrl AG; heute Vertriebsleiter für Österreich und angeschlossene Märkte (CZ,SK,HU) bei der Intersport Deutschland eG.

Admin2 - 08:09:11 @ AK Omni- + Multichannel und Mobile Strategie | Kommentar hinzufügen

 

 
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