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09.11.2017

Die PSD2, eine neue Chance für den Handel

Pixabay_online_kaufen.jpgvon Alexander Frech

Wer kauft heutzutage nicht online? Immer mehr Zahlungen erfolgen mittlerweile über elektronische Zahlungsverfahren. Amazon, eBay, Zalando – bei den ungeheuerlichen Online-Plattformen kann der Käufer in direktem Zusammenhang mit dem Bestellvorgang die elektronische Bezahlung auslösen: Bequemer und schneller war es noch nie. Doch was wird aus der Sicherheit  der Online-Verbraucher? 

Mit dieser Frage hat sich auch die Europäische Kommission 2015 beschäftigt. Aus langen Überlegungen heraus ist die sogenannte „PSD2“-Richtlinie entstanden, mit der Brüssel den Zahlungsverkehr nicht nur günstiger und bequemer, sondern vor allem sicherer machen will. Die „Payment Service Directive“ soll ab Januar 2018 in nationales Recht umgesetzt werden und das Monopol der Banken beim Zugriff auf Kontodaten endgültig brechen.

Wie soll das konkret ablaufen? Drittanbieter werden ab nächstem Jahr eine völlig neue Rolle bei Zahlungsverfahren im Internet spielen: Die Intermediation zwischen Händlern und Kunden bedarf künftig keiner Bank mehr! Internet-Zahlungsdienste sollen berechtigt werden, Überweisungen vom Bankkonto eines Käufers auf ein Konto eines Verkäufers auszulösen. Der Kunde gibt dem Drittanbieter direkten Zugang zu seinem Konto, damit er in seinem Namen eine Überweisung tätigt. Die PSD2 schreibt vor, dass sich der Käufer für Beträge über 30 Euro zusätzlich authentifizieren muss, indem er neben der gewöhnlichen Kontonummer beispielsweise eine TAN-Nummer oder einen Fingerabdruck gibt.
Experten fürchten, dadurch würden Zahlungen im Internet deutlich erschwert. Die PSD2 reduziert zwar das Betrugsrisiko beim Onlinekauf, der Bezahlprozess wird somit aber für die Endkunden möglicherweise noch komplexer werden.

Was wird nun vom bequemen Service, den Onlinedienstleister anzubieten hatten? Genau der Komfort bei Zahlungsverfahren könnte künftig im Wettbewerb den Unterschied machen und entscheidender Faktor für den Erfolg eines Onlinehändlers sein.

Wird der Handel von der PSD2 profitieren? 

Die Frage lässt weder größere E-Commerce-Unternehmen noch kleinere Onlineshop-Inhaber schlafen und könnte besonders für die Online-Riesen eine schöne Überraschung bereithalten. Da künftig neue Zahlungsdienstleister direkt auf Konten und persönliche Kundendaten zugreifen, könnten Zahlungsmöglichkeiten wie Sofortüberweisungen und Lastschriften in ihrer klassischen Form an Bedeutung verlieren - und Platz für neue, intelligentere Zahlungsoptionen schaffen. Wie zum Beispiel Fintech-Zahlungsdienstleister, die von nun an Authentifizierungsprozesse selbst durchführen können. 

Für Endkunden eröffnet sich damit außerdem die Möglichkeit, individuell ausgewählte Onlinehändler, bei denen sie am häufigsten Produkte bestellen, als grundsätzlich vertrauenswürdige Zahlungsempfänger anzugeben, um sich eine zusätzliche Authentifizierung für jeden einzelnen Kaufvorgang zu sparen. Eben nicht nur sicher, sondern auch schnell, bequem und einfach sollte die Online-Kaufexperience sein. Kurz gesagt: Kundenbindung sollte durch einen effizienteren Service gestärkt werden. Ein Feld, auf dem Unternehmen wie Amazon oder Zalando nichts zu fürchten haben.

 
Über den Autor:Frech Dr. Alexander P._sw-x.jpg
Dr. Alexander P. Frech ist Vorstandsmitglied des GermanRetailLab e.V. und seit 20 Jahren in der Handelsbranche tätig. Dr. Frech war im Vertrieb bei OBI und als Geschäftsführer bei bauMax tätig und ist seit 2011 Vizepräsident des Österreichischen Handelsverbandes. Seit 2013 verantwortet er als Senior Vice President die Filialnetzoberfläche mit 1.800 Geschäftsstellen der Österreichischen Post AG.

Admin2 - 13:18:06 @ AK Omni- + Multichannel und Mobile Strategie | Kommentar hinzufügen

 

 
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